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Dorfschießen

Chronik

Schützengesellschaft Thaur

Die Schützengesellschaft Thaur besteht heute aus über 230 Mitgliedern, und widmet sich einerseits dem Sportschießen mit dem Luftgewehr, andererseits bestimmt der gesellschaftliche Aspekt, das Treffen verschiedener Generationen, gemütliches Beisammensein ebenso wie sportlicher Ehrgeiz bei den Wettkämpfen, das Vereinsleben.

Geschichte

Wie in ganz Tirol hat auch in Thaur das Schützenwesen eine lange Geschichte. So schreibt unser Ehrenoberschützenmeister Willi Teix in einer Zusammenfassung über das Thaurer Schützenwesen, dass bereits im Jahre 1336 Markgraf Karl von Mähren, der damals in Tirol die Regierung für seinen Bruder Heinrich führte, die Teilnahme der „Bauernschaft" im Gericht zu Thaur/Hall am Kriegszug gegen Bayern beurkundete. Weiters wird angenommen, dass diese „Bauernschaft" einrollierte, d.h. eingeschriebene Bogen-Armbrustschützen waren und somit bereits als historische Vorfahren von Thaurer Schützen gesehen werden könnten.

Ein Landesgesetz von Kaiser Maximilian im Jahre 1511, das sogenannte „Landlibell" regelte erstmals gesetzlich das „Allgemeine Aufgebot". Das Gericht zu Thaur stellte um 1605 ein Aufgebot von 105 Mann im „Viertel Unterinntal".

In weiterer Folge wird dann zunehmends die Bezeichnung „Kompanie" bzw. „Parade-Schützen" für die Formation der Schützen in Thaur verwendet. Die Tracht der im Jahre 1850 gegründeten Schützenkompanie war ein schwarzer Hut mit Zillertaler Hahnenfedern, ein Seidentuch mit gold gesticktem Tiroler Adler, eine graue Jacke, Leibriemen (Gürtel) mit geschmiedeten Nägeln oder geflochtenen Federkielen geziert, eine dunkle lange Hose oder Lederhosen. Als historischer Zeitpunkt lässt sich das Jahr 1908 festschreiben. Eine Neuordnung des Tiroler Schützenwesens und Dank der Bemühungen einiger Thaurer Männer wurde am 12. Juli 1908 im Saals des Gasthauses Giner (Purner) die „Schießstandkompanie Thaur" gegründet. Ein Bild (Abb. 1) des ersten Vorstandes zeugt davon, dass jene neu gegründete Kompanie die selbe Tracht wie die sog. „Parade-Schützen" trugen. Interessierte dieser Parade-Schützen konnten der neuen Kompanie beitreten, deren Mitglieder sich vor allem dem Schießen widmeten.

Erster Oberschützenmeister war Johann PFLANZNER, Schützenmeister Franz PLANK. Als Offiziere zeichnen Hauptmann Josef ISSER vulgo Kassl, Oberleutnant Josef NORZ, Leutnant Romed GINER vulgo Dagg sowie Leutnant Franz LECHNER verantwortlich. Diesen ersten Vorstand vervollständigten Fähnrich Franz PFLANZNER, die Beiräte Andrä NORZ und Johann GINER (Blasing) sowie Adolf ALBERT als Schriftführer.

Der Schießstand in Thaur im 20. Jahrhundert

Um sich dem Hauptzweck, dem Schießen, ausreichend widmen zu können, wurde die Errichtung eines neuen Schießstandes oberhalb des Dorfes auf dem Wege zum Thaurer Schloss im September 1908 in Angriff genommen. Noch heute – fast 100 Jahre später – leuchtet der Tiroler Adler vom Haus am Ende der Schlossgasse (Abb. 2). Geschossen wurde quer über das Fuchsloch auf den Duningbühel.
Der friedlichen Entwicklung und Ausübung des Sportes wurde 1914 durch den 1. Weltkrieg ein jähes Ende gesetzt. 83 „Standschützen" – wie die Mitglieder auch bezeichnet wurden – wurden am 13. September 1914 im Gasthaus Surer vereidigt und die anschließende Offizierswahl sah Oberschützenmeister Josef ISSER als Hauptmann vor.

Im Jahre 1924 wurden die Schützenkompanien unter dem „Schützenbund" neu gegründet, und die heute als „Nationaltracht" bekannte Kleidung wurde eingeführt. Die Schützengesellschaft beklagte in ihrem Protokollbuch besonders viele Opfer im 1. Weltkrieg, und erst im Jahre 1932 wurde unter Oberschützenmeister Romed BRUNNER der Schießbetrieb wieder aufgenommen. Die Tracht wurde ebenfalls leicht abgeändert, so erhielt die Jacke einen grünen Vorstoß, der Hut wurde in grüner Farbe getragen mit Hahnen- oder Spielhahnfeder, dazu trug man eine lange dunkle Hose.

Wieder wurde dieser im Aufbau befindlichen Kooperation ein Ende gesetzt, und 1950 bedurfte es wieder aller Anstrengungen, um eine Schützengesellschaft zu gründen. Am 20. Mai 1950 gelang es auf Anregung des Romed Brunner und des Wilhelm Lechner eine Bolzschützengesellschaft im Rahmen des Tiroler Sportschützenverbandes zu gründen. Dem Oberschützenmeister Wilhelm LECHNER gelang es, von der Treuhandverwaltung des Landes den Schießstand zurückzubekommen, und die Gesellschaft war wieder alleinige und rechtmäßige Besitzerin. Ab diesem Zeitpunkt wurde zuerst beim Schützenwirt und später im Gasthaus Stangl ein Luftgewehrschießbetrieb etabliert.

Die Schützengesellschaft heute

Im Jahre 1967 wurde das Areal am Weg zum Thaurer Schloß verkauft, und intensiv wurden Pläne über einen eigenen Zimmergewehrschießstand geschmiedet. Nach verschiedenen Ideen, konnte als endgültiges Projekt mit großer Unterstützung der Pfarre und Gemeinde Thaur die Errichtung eines Schießstandes im Keller des neuen Kindergartens am Beginn der Stollenstraße verwirklicht werden. Am 17. September 1972 konnte der damalige Vorstand unter Oberschützenmeister Willi TEIX das neuerbaute Schützenheim übernehmen.

Sport und Gesellschaft standen seither im Mittelpunkt des Vereinsgeschehens. Viele sportliche Erfolge auf Bezirks- und Landesebene konnten gefeiert werden. Als Tiroler Landesmeister gingen Johann Kirchner (Kleißl) und Romed Müssigang (Proscher) hervor. Fixpunkte in der Saison zwischen Oktober und April waren immer wieder Geburtstags- und Festschießen, das Gemeindeschießen unter reger Beteiligung vieler Thaurer Vereine und Gruppierungen, Juxschießen sowie die jährliche Gildemeisterschaft als vereinsinterner Höhepunkt. Die Thaurer Mannschaften nehmen erfolgreich an den Bezirksrundenwettkämpfen teil, und in der Saison 2003/2004 gelang es der Mannschaft THAUR 1 mit den Schützen Walter Beutler, Joachim Steinlechner, Martin Grubhofer und Mario Aichner den Bezirksmannschaftsmeistertitel nach Thaur zu holen. Dies bedeutete auch gleichzeitig die Qualifikation zur Landesliga für die Saison 2004/2005.

Der Schießsport entwickelte sich zu einem absoluten Spitzensport. Enorme Konzentrationsfähigkeit, ausgefeilte Technik und körperliche Fitness zeichnen den Sportschützen aus. Die Ausrüstung der Schützen entwickelt sich jährlich weiter. Waren früher Sakko und feste Schuhe sowie Gewehre mit Kipplauf letzter Stand der Technik, besteht die heutige Ausrüstung aus Canvas (festem Leinen), Spezialschuhen und Gewehren mit Aluminiumschäften, pressluftbetrieben mit einem Luftdruck bis zu 300 Bar (Abb.3). Auch die Leistungen werden immer unglaublicher. Der aktuelle Weltrekord liegte bei 600 von 600 möglichen Ringen. Der 1 mm große Punkt wurde auf eine Entfernung von 10 m von einem thailändischen Athleten 60 mal in Folge getroffen. Auch in unserem Verein werden Ergebnisse jenseits der 390 Ringe (von 400 möglichen) erreicht.

Auch der Schießstand in Thaur wurde technisch weiterentwickelt. Unter Oberschützenmeister Hermann PIRCHNER wurde in den Jahren 1996/97 im Rahmen der Kindergartenerweiterung der Schießstand auf 10 Stände ausgebaut

Im Jahre 2004 nahm man unter Oberschützenmeister Romed UNSINN das Großprojekt „Elektronische Trefferanzeige" mit Anlagen der Firma Meyton in Angriff. So konnte dank der Unterstützung durch unseren Dachverband ASKÖ Tirol, dem Land Tirol, der Gemeinde, vieler Sponsoren und zahlreicher Gönner im Zuge unserer Bausteinaktion im Herbst 2004 der erste vollelektronische Stand Tirols eröffnet werden.

Die Zukunft der Schützengesellschaft Thaur

Für die Zukunft der Schützengesellschaft spielt der sportliche Aspekt eine große Rolle. Durch Förderung der Nachwuchsarbeit sollen immer wieder junge begeisterte Sportschützen aus dem Verein hervorgehen, und mit Spitzenleistungen auf Bezirks- und Landesebene die Tradition des Thaurer Schießsportes aufrecht erhalten.

Das Schützenheim soll gesellschaftlicher Treffpunkt aller Mitglieder bleiben, sei es zum gemütlichen Beisammensein, für angeregte Diskussionen oder einfach nur zum Karten spielen. Unser Verein heißt alle Thaurerinnen und Thaurer herzlich willkommen.

Auch in weiten Bereichen der dörflichen Kultur und Tradition will die Schützengesellschaft Thaur aktiv mitwirken. Durch Gemeinde- und Festschießen wird eine breite Bevölkerungsschicht angesprochen, und wir freuen uns über jeden, der die Faszination des Schießsportes entdeckt. Auch die erst kürzlich renovierten Fahnen werden bei Prozessionen und Festanlässen als äußeres Zeichen unserer Kooperation gezeigt.

 

Die Schützengesellschaft sieht sich als Bindeglied zwischen Alt und Jung, Sport und Gesellschaft, Traditionserhaltung und Offenheit für die Entwicklungen des Spitzensports. In diesem Sinne liegt es an den Mitgliedern und zukünftigen Funktionären diesen traditionellen Sportverein als fixen Bestandteil des Thaurer Dorflebens weiterzuführen.

 

„Schützen Heil" 

Martin Grubhofer, 1. Schützenmeister, im Herbst 2004

 Der Vorstand der Schießstandkompanie 1908
 Der Vorstand 2002

Termine

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